Seite 1 von 1

Braucht man noch Wasserwechsel?

Verfasst: Donnerstag 11. August 2016, 23:04
von Angela
Hallo,

in dem Thread "Neues Becken mit sangokai" hatte Christian geschrieben:
Christian86 hat geschrieben:1...Das Wasser aus dem alten Becken würde ich nicht mitnehmen.
Es gibt kein eingefahrenes Wasser nur verbrauchtes!...
Der Satz hat mich nun nachdenklich gemacht: Verbraucht sich das Wasser im MW-Becken? :?

Ich habe schon seit vier Monaten keinen richtigen Wasserwechsel mehr gemacht. Alle paar Tage tausche ich nur einen halben Liter gegen Osmosewasser aus, um dem Salzgehalt nicht durch die chem-balance-Produkte ansteigen zu lassen. Außerdem habe ich ca. 25g Aktivkohle im Säckchen, wobei mein Wasser auch nicht gelb wird.

Wie macht Ihr das, macht Ihr noch Wasserwechsel?

Gruß
Angela

Re: Braucht man noch Wasserwechsel?

Verfasst: Freitag 12. August 2016, 02:58
von Christian86
Hi Angela,

Eingefahrenes Wasser in dem Sinn das es Bakterien für den Neustart enthalten soll gibt es nicht da die meisten Bakterien Substrat gebunden sind und kaum welche im Freiwasser enthalten sind.
Wenn du dein Becken ohne Wasserwechsel betreibst hast du deine Werte im Auge und gleichst ggf. deine Defizite aus.
Ich habe seit meinen beckenstart im November letzten Jahres noch keinen Wasserwechsel gemacht und habe keine Probleme.
Wenn du ein Becken neu startest würde ich trotzdem neues Wasser nehmen um nicht ggf. Probleme zu verursachen welche dann nicht klar reproduzierbar sind.
Oft hört man das Händler Ihr Wechselwasser zum animpfen verkaufen.
Normal geht das Wechselwasser ins klo und gehört nicht verkauft.
Wenn du ein Becken leerst und dabei darin rumhantierst um Fische,Korallen,Steine oder sonstiges zu entfernen könnte es sein das du durch Rücklösungen aus gammelecken oder Depots unerwünschte Stoffe löst und diese dann mit in das neue Becken nimmst.
Deshalb würde ich bei einen Neustart immer auch neues Wasser nehmen.
Es kommt immer darauf an warum man Wasser wechselt...um nähr-oder Schadstoffe zu entfernen,um Defizite auszugleichen oder um den kalkhaushalt zu stabilisieren.
Wenn du ein System wie Sangokai verwendest gleichst du alle wichtigen Werte mit den einzelnen Komponenten aus so das auf Wasserwechsel verzichtet werden kann...die regelmäßige Kontrolle durch eine Analyse vorausgesetzt da jedes Becken im Verbrauch unterschiedlich ist.

Re: Braucht man noch Wasserwechsel?

Verfasst: Freitag 12. August 2016, 11:51
von carlo_kraemer
Hallo Angela,

noch eine kleine Ergänzung zu den Anmerkungen von Christian: Ob man Wasserwechsel benötigt oder nicht, hängt ganz entscheidend von der Frage ab, wie man seinen Kalkhaushalt stabilisiert. Wenn man klassisches Balling (oder auch einige davon abgeleitete Systeme) betreibt, dann führt man dem Wasser Calcium (und ggf. Magnesium) zu. Als Nebenprodukt der Reaktion entsteht Natriumchlorid (Kochsalz). Ausser diesen Makroelementen (Calcium, Natrium, Chlorid und ggf. Magnesium) führt man dem Wasser aber keine sonstigen Makroelemente zu. Also z.B. Strontium, Kalium, Bor, etc werden nicht zugeführt. Das hat zur Folge, dass sich bei klassischem Balling die Zusammensetzung des Wassers verändert und irgendwann dann nicht mehr Meerwasser entspricht, was natürlich schlecht für die Tiere ist. Deswegen muss man bei klassischem Balling regelmäßig Wasserwechsel machen, um diese "Ionenverschiebung" auszugleichen. Bei den chem Balance werden neben Calcium auch anteilig die anderen Makroelemente dem Wasser zugeführt, so dass sich keine Ionenverschiebung ergibt. Daher braucht man mit dem chem Balance keine Wasserwechsel. Einzig der Salzgehalt steigt über Zeit, was man aber einfach dadurch ausgleichen kann, dass man etwas Beckenwasser durch Osmosewasser ersetzt.

Viele Grüße

Carlo

Re: Braucht man noch Wasserwechsel?

Verfasst: Freitag 12. August 2016, 16:31
von Angela
Hallo,

danke für die Antworten. Die Zusammenhänge waren mir ja schon klar, ich hatte ja auch geschrieben, dass ich in meinem (120L) Becken die chem-balance-Produkte verwende und regelmäßig ein wenig Beckenwasser entnehme und mit Osmosewasser ersetze. ;)

Mir ging es auch nicht um einen Beckenumzug (deshalb habe ich ja einen neuen Thread eröffnet), sondern um die grundsätzliche Frage während des normalen Beckenbetriebs. Ich wollte halt mal wissen, wie es die meisten anderen Sangokai-Nutzer machen. 8-)
Christian86 hat geschrieben:...Es kommt immer darauf an warum man Wasser wechselt...um nähr-oder Schadstoffe zu entfernen,um Defizite auszugleichen oder um den kalkhaushalt zu stabilisieren...

Es geht mir dabei nicht ums Defizite ausgleichen oder Kalkhaushalt stabilisieren. Meine Bedenken gingen eher in Richtung Schadstoffe entfernen...

NO3, PO4, KH und Ca messe ich wöchentlich, alle halbe Jahr etwa lasse ich eine Wasseranalyse machen.
Trotzdem werden da ja auch dann nicht alle Werte gemessen, woher weiß ich, ob sich nicht irgend ein sonstiger Stoff anreichert... :x

Gruß
Angela

Re: Braucht man noch Wasserwechsel?

Verfasst: Freitag 12. August 2016, 17:46
von Christian86
Hi Angela,

Durch die ICP-OES Analysen werden denke ich schon mehr werte als jemals zuvor gemessen...auch Werte die vielleicht unbedeutend sind.
Man kann sowieso nicht auf alle Elemente physiologische Rückschlüsse ziehen und genau definieren welche Folgen eine über oder Unterversorgung eines jenen Elements direkt auf das Becken und dessen Bewohner hat...dieser Bereich ist denke ich nicht ausreichend erforscht.
Auch gewisse Grenzwerte kann man nicht genau definieren weil es auch zuviele unterschiedliche Organismen mit unterschiedlichen Adaptionseigenschaften gibt.
Jedoch kann man mit den heutigen Wissen und Analysen schon ohne einen Wasserwechsel ein Becken betreiben.
Gibt es dennoch Probleme ohne einen ersichtlichen oder messbaren Grund welche man nicht in den Griff bekommt kann ein Wasserwechsel aber schon noch eine Lösung sein...man sieht dann ja auch ob das Becken positiv darauf reagiert.
Durch die regelmäßige Wasserentnahme zum Salinitätsausgleich findet auch ein Wasserwechsel statt wodurch auch unerwünschte Stoffe entnommen werden...je nach Verbrauch des Beckens ist dies schon gleichzusetzen mit einen regelmäßigen Wasserwechsel.
Eigentlich sollte man sich vielmehr den Nachteilen eines Wasserwechsels bewusst sein.

Re: Braucht man noch Wasserwechsel?

Verfasst: Mittwoch 17. August 2016, 13:00
von Jörg Kokott
Hi zusammen,
ich verweise hier mal ganz allgemein auf die SEA-Z zum Thema Wasserwechsel, ich habe mich der Thematik sehr ausführlich angenommen und alle funktionellen Aspekte eines Wasserwechsels angesprochen und erörtert.
Grundsätzlich stellt sich für den Wasserwechsel immer die Frage "warum mache ich den?". Es gibt Anwendungsbeispiele z.B. bei Schadstoffbelastungen wie Lithium oder ähnliches, da macht ein Wasserwechsel durchaus Sinn, wenngleich die Wirkung relativ bescheiden ist (durch die Verdünnung), aber wenigstens ist es eine Möglichkeit, solange man z.B. Lithium nicht selektiv binden kann.
Die Frage, ob man bei einem Beckenumzug das Wasser mitnimmt oder nicht, kann man nicht generalisiert beantworten, das hängt zunächst mal davon ab, wie gut das Wasser ist/war und ob sich durch Transport und Lagerung nicht ggf. Probleme ergeben. Das eingefahrene Wasser besitzt zumindest im Vergleich zu frischem synthetischen Meerwasser eine geringere Aggressivität und die verschiedenen Substanzen sind z.B. durch organische Bestandteile besser komplexiert, was das Wasser insgesamt "stabiler" macht. Man kann also durchaus gutes Wasser aus einem alten Becken in ein neues umfüllen, das spart v.a. auch Geld. Ich kann Christians Argumentation aber auch verstehen und ich setze auch gerne neue Becken komplett frisch auf, weil man dann alles besser kontrollieren kann. Allerdings hat man z.B. bei einem Umzug nicht oft die Möglichkeit, große Wasservolumina frisch anzusetzen, d.h. hier ist man dann ohnehin auf "Altwasser" angewiesen. Wo ich diesen Dinosaurier-Begriff schon verwende... Altwasser ist ein traditionell tatsächlich fachlich genutzter Begriff, es gab früher diese "Altwasser"-Theorien über gereiftes Wasser etc... zu Zeiten, als die Analytik noch wirklich in den Kinderschuhen steckte, wurde solches Altwasser als durchaus wertvoll angesehen und Aquarianer in Vereinen haben sich für ein neues Becken solches Wasser gerne ausgetauscht. Das ist heute größtenteils "demystified", v.a. durch die analytischen Möglichkeiten, mit denen wir ein Wasser sehr gut beurteilen können. Man kann also gerne selbst beurteilen, ob man das alte Wasser noch nutzt oder besser mit frischem Wasser arbeitet. Heute nimmt die Diskussion auch noch um das Thema NSW an Umfang zu. Auch hier bestehen gute Möglichkeiten für einen Neustart, sofern auch das Wasser okay und brauchbar ist.