Phytoplankton züchten

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carlo_kraemer
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von carlo_kraemer »

Hi,

da braucht man einen Phytoplanktonreaktor. Sowas:

http://www.grotech-aquarientechnik.de/p ... Liter.html

Das ist ne aufwendige und kostenspielige Sache. Mein Verständnis ist, dass mit den Sangokai Basics die Korallen mit genug Nährstoffen versorgt werden. Bei mir steht alles auch ohne zusätzliche Fütterung exzellent. Nur die LPS füttere ich ganz selten mal mit Granulat gezielt zu.

Viele Grüße

Carlo
Viele Grüße
Carlo
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Hi Micha

ich habe so einen Planktonreaktor am laufen.. mein Model ist von Knecht.
Ich gebe 1xWoche 3 Liter ins Becken - in Kenntnis Jörgs Meinung... er sagt, dass das Plankton für die Korallen ungefähr so gross sei, wie wenn ein JumboJet vorbeifliegen würde. Ich habe 4 Tridacna Muscheln im Becken.... die mögen dies :-)

Du bräuchtest auch eine Starterkultur und Dünger, eine Membranpumpe (Luft), Platz und eine Steckdose für die Beleuchtung.
Im Internet findest Du gezielte Informationen dazu.
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Na ja - sind 3000liter.
Ne Heizung braucht es keine wenn der Ort nicht gerade im Freien ist ;-)
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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Hi Micha,
Micha hat geschrieben:Hi, meine Korallen nehmen sehr gut Phytoplankton an.
Wie siehst Du das denn?
Micha hat geschrieben: Soll ja auch gegen Cyanos und so etwas gut sein
Das ist keine statistisch gesicherte Aussage, sondern wie bei vielen Dingen in unserer Branche ein "Ratschlag", weil es irgendwann mal aus welchen Gründen auch immer mal geklappt hat (oder es war nur Zufall) und man sich als Cyano-Geplager dann an jeden Strohhalm klammert und alles mögliche probiert.

Phytoplankton ist im Riff in der Form wie wir es geben keine natürliche Futterquelle und kann zur Anreicherung von Mulm führen.
Beachte auch, dass Du mit dem Phytoplankton auch erheblich Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat ins Wasser gibst. Das ist auch der Grund, warum das dann manchmal gegen Cyanos hilft, weil sich der Nährstoffgehalt erhöht und die Cyanos deshalb dann verschwinden. Liegt also eher am nährtoffbelasteten Wasser und nicht am Phytoplankton selbst. Das stirbt trotzdem im Becken ab und hinterlässt Mulm.
Gruß,
Jörg
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Phytoplankton ist im Riff in der Form wie wir es geben keine natürliche Futterquelle und kann zur Anreicherung von Mulm führen.
Beachte auch, dass Du mit dem Phytoplankton auch erheblich Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat ins Wasser gibst. Das ist auch der Grund, warum das dann manchmal gegen Cyanos hilft, weil sich der Nährstoffgehalt erhöht und die Cyanos deshalb dann verschwinden. Liegt also eher am nährtoffbelasteten Wasser und nicht am Phytoplankton selbst. Das stirbt trotzdem im Becken ab und hinterlässt Mulm.
Hallo Jörg
ich würde gerne mehr dazu erfahren.. hast Du einen Link dazu? Wieso ist dieses Phytoplankton in der Form welche wir verwenden nicht brauchbar?
Ist es nicht die Nahrungsgrundlage für das "Plankton" welches wir schlussendlich im Becken möchten? Und ist es nicht das Plankton welches von den Korallen dann gefressen wird? Dass es Po4 trächtig ist liegt auf der Hand... ;)
Vielen Dank :)
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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Hallo Dani,

Du kennst ja meine Meinung und darüber hatten wir schon oft gesprochen. Daher verstehe ich Deine Fragen eher als indirekte Aufforderung, das der Allgemeinheit mitzuteilen.

Es gibt da nicht nur einen link. Aber mal einfach einen ganz spontan, den man beim googlen zu dem Thema schnell findet. Hier.

Relevant ist diese Aussage hier:
Picoplankton dominated the phytoplankton community; average contributions of pico-, nano- and microplankton to the total Chl a biomass were 52, 34 and 11%, respectively.
Grob übersetzt heißt es, dass bezogen auf den Chlorophyll Gehalt im Wasser v.a. das sehr kleine Pico und nicht das Nano- und Mikroplankton, das wir züchten, zum Chlorophyllgehalt des Wassers beträgt, und zwar zu 52% Picoplankton (also über die Hälfte), zu 34% Nanoplankton und nur zu 11% Mikrophytoplankton.
Ergänzung: der verbleibende Rest sind wahrscheinlich phototrophe Bakterien, aber das geht nicht aus dem Abstrakt hervor.
As defined by Sieburth et al. (Sieburth et al., 1978), phytoplankton were classified into three size groups: picoplankton (0.2–2 μm), nanoplankton (2–20 μm) and microplankton (20–200 μm).
Hier noch die definierten Zellgrößen von Phytoplankton, wie wir es züchten (z.B. Nannochloropsis). Nannochloropsis liegt so bei ca. 3 µm, fällt also in das Nanophytoplankton rein. Isochrysis ist schon größer mit 6 bis zu ca. 8 µm und Tetraselmis 10-12 µm. Das sind so die am meisten verwendeten Algen in unseren Kulturen, d.h. auch in den Flaschen, die wir so im Handel kaufen können.

Es gibt viele andere Publikationen zu diesem Thema und v.a. zum Thema Bakterioplankton, also nochmal eine ganz andere Organismengruppe, die aber ebenfalls aufgrund der Zellgrößen zum sehr kleinen Picoplankton gehört und deutlich unter der Zellgrößen der Mikroalgen liegt.

Was eine Koralle überhaupt frisst, ist extrem unterschiedlich. Das sie Zooxanthellen in ihrem Gewebe besitzen, zeigt klar, dass sie Phytoplankton aufnehmen können, aber ob eine Koralle überhaupt Phytoplankton in signifikanten Mengen frisst, kann man so gar nicht behaupten. In Behauptungen sind wir Hobbyleute aber immer ganz weit vorne dabei ;-)
Coral reef environments are characterized by low dissolved nutrient concentrations and low phytoplankton biomass.
Das der Phytoplanktongehalt sehr gering ist, sieht man ja am klaren Wasser. Da braucht es keine wissenschaftliche Publikation für um darauf zu kommen. Auf meiner Webseite bei der Produktübersicht hier gehe ich auch auf das Thema Fütterung etc. ein. Dazu das passende Bild von klarem Wasser, in dem offensichtlich Plankton fehlt!
Gruß,
Jörg
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Du kennst ja meine Meinung und darüber hatten wir schon oft gesprochen. Daher verstehe ich Deine Fragen eher als indirekte Aufforderung, das der Allgemeinheit mitzuteilen.
Hi Jörg

Ne - das ist für mich ;) Dass die anderen auch davon lernen können ist ja der grosse Vorteil eines offenen Forums ... :geek:

Wenn ich eben google dann kommt immer was anderes zu dem Thema..
Es ist also so, das wir da eher Chlorophyll (picoplankton) zugeben müssten anstelle Phyotoplankton.. wir dies aber nicht kultivieren können..
Ich kultiviere ja Nannochloropsis und die ca. 3 µm sind dennoch zu gross für das meiste im Becken? Für die Tridacnen passt es aber gut.

Ich muss das mehrmals lesen... und dann mal entscheiden was ich damit mache.
Danke!
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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Chlorophyll ist nur eine indirekte Bestimmungsmethode, so ähnlich wie die Dichte, mit der man die Salinität bestimmen kann. Da die Mikroalgen als pflanzliche Organismen Chlorophyll für die Photosynthese besitzen, kann man über die Chlorophyll-Messung im Wasser auf den Phytoplanktongehalt zurückschliessen. Je höher der Chl-Gehalt ist, desto höher ist der Phytoplanktongehalt. So wie in einem grünen Gartenteich, da sehen wir ja optisch auch das Chlorophyll und damit dann auch die Algen.

Alle genannten Phytoplanktonfraktionen enthalten Chlorophyll. In der genannten Untersuchung hat man dann eine Fraktionierung gemacht, d.h. man hat die Zellgrößenverteilung untersucht. Das sind die Ergebnisse, die hier dann vorliegen, dass der Hauptanteil Picoplankton ist.

Der wesentliche Punkt ist aber, dass im Wasser an sich sehr wenig Phytoplankton ist. Nannochloropsis ist für mein Empfinden wie mehrfach gesagt zu groß, ja. Aber insgesamt würde ich auf Phytoplankton generell verzichten, weil es eben im Korallenriff nur in sehr geringen Mengen da ist! Und das ist das, was wir falsch machen. Nicht nur, dass wir überhaupt eine zu große Menge dazu geben, stimmt dann eben die Zellgröße auch nicht optimal.
Für die Tridacnen passt es aber gut.
Auch hier die Frage wie an Micha. Wie beurteilst Du das? Das ist ja nur ein subjektives Empfinden. Gehen die Tridacnas besser auf? Wenn ja, warum? Weil sie filtrieren und das fressen (wenn ja, woher weißt Du das)? Weil sie einfach nur einen Futterreiz bekommen? Weil etwas in Deinem Phytoplanktonwasser ist, auf das sie reagieren?

Ergänzung:
wir dies aber nicht kultivieren können..
Doch, mit Synechococcus hat man ein planktonisches Cyanobakterium, das sich gut kultivieren lässt und ca. bei 1 µm Zellgröße liegt. Aber hier gelten dennoch meine Anforderungen und Bedenken, was die Zelldichte im Wasser betrifft, die zeitliche Verfügbarkeit (also Fütterungsintervalle) als auch die Frage, wie man totes Synechococcus wieder aus dem Becken rausbekommt, wenn es dort stirbt.
Gruß,
Jörg
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Jörg Kokott hat geschrieben: Der wesentliche Punkt ist aber, dass im Wasser an sich sehr wenig Phytoplankton ist. Nannochloropsis ist für mein Empfinden wie mehrfach gesagt zu groß, ja. Aber insgesamt würde ich auf Phytoplankton generell verzichten, weil es eben im Korallenriff nur in sehr geringen Mengen da ist! Und das ist das, was wir falsch machen. Nicht nur, dass wir überhaupt eine zu große Menge dazu geben, stimmt dann eben die Zellgröße auch nicht optimal.
Für die Tridacnen passt es aber gut.
Auch hier die Frage wie an Micha. Wie beurteilst Du das? Das ist ja nur ein subjektives Empfinden. Gehen die Tridacnas besser auf? Wenn ja, warum? Weil sie filtrieren und das fressen (wenn ja, woher weißt Du das)? Weil sie einfach nur einen Futterreiz bekommen? Weil etwas in Deinem Phytoplanktonwasser ist, auf das sie reagieren?
Hi Jörg
ich lese, dass die Menge des "Planktons" zu viel ist.. das könnte ja reguliert werden.

Die Tridacnen öffnen ihre Mundöffnungen enorm, verschliessen den Siphon, dann schliessen sie die Mundöffnung und pressen... also ob sie das Wasser durch die Kiemen drücken. das wiederholen sie mehrmals.. sieht dann aus wie ein pumpen. Das konnte ich bei der Zugabe von Sangokai so nicht beobachten. Es passiert also etwas mit den Muscheln.
Ebenso die Gonioporas: ähnlich wie wenn ich Lobstereggs füttere, blustern sie sich auf. Für mich ist dies ein Zeichen aktives fressens. Ich kann es anders schlecht beschreiben.
Es kann sein, dass dies nicht das Phyto selber ist sondern etwas anderes darin... wie will ich das wissen?
Muscheln ernähren sich ja nicht nur durch Licht sondern filtrieren ja auch aktiv. Nur was filtrieren sie wenn ich nicht aktiv etwas zugebe? Das Plankton welches ich im Becken habe? Reicht das denn auch? Das ist dann wieder die eingangsbemerkung des Zitates, dass wir zu viel dosieren... also wird es wohl aussreichen? :o
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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Tridacnen sind zooxanthellat. Die müssen nichts filtrieren, um zu überleben oder zu wachsen.

Das, was die Tridacnen oder auch die Gonioporas machen, sagt Dir nicht, dass sie auch fressen, sondern es zeigt nur, dass sie darauf reagieren. Würden Deine Gonioporas oder auch die Muscheln langsamer wachsen, wenn Du auf Phytoplankton verzichtest?

Tridacnas müssen auch nicht derart pumpen, um zu filtrieren. Das machen sie v.a. auch gerne, wenn sie sich gestört fühlen. In der Natur sehe ich bei Tridacnas jedenfalls nicht, dass sie die ganze Zeit Pumpbewegungen machen, oder hast Du das mal beobachtet? Ich kenne das v.a. dann, wenn sie irgendwas los werden wollen, z.B. bei der Keimzellabgabe oder z.B. als wir deinen Sand abgesaugt hatten! Ich könnte und würde also genauso gut behaupten, dass das ein Verhalten ist, das zeigt, dass sie sich unwohl fühlen.
Nur was filtrieren sie wenn ich nicht aktiv etwas zugebe? Das Plankton welches ich im Becken habe? Reicht das denn auch?
Schau doch mal, wie trüb Dein Wasser ist im Vergleich zu den Tauchgebieten, in die Du reist. In Deinem Wasser sind um ein Vielfaches mehr an Partikeln als im natürlichen Korallenriff. Stell Dir Dein Becken einfach mal doppelt so tief vor. Denkst Du, dass Du das Ende des Beckens dann überhaupt noch sehen könntest? Würdest Du in so einem Riff gerne tauchen, wenn Du nur 5 m Sicht hast?
Was zeigt Dir in Deinem Becken denn, dass zu wenig Nahrung drin ist? Du hast Röhrenwürmer die sich vermehren, alle Deinen Korallen und die Muscheln wachsen! Schwämme hast Du auch im Becken. Was fehlt Dir?
Gruß,
Jörg
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