RTN

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tropicreef
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RTN

Beitrag von tropicreef »

Hallo zusammen,

aus gegebenen Anlass möchte ich hier das Phänomen "RTN" diskutieren. RTN steht für "rapid tissue necrosis" und bedeutet schnelle Gewebeauflösung bei hermatypischen Steinkorallen wie Acropora.

Wer hat damit Erfahrung gesammelt; wann tritt es auf und wie bekommt man es wieder in den Griff.

Es wird vermutet, dass das RTN in Steinkorallen eine Infektionskrankheit in Folge einer Stresssituation ist, welche mit dem Vorhandensein von Vibrio harveyi einhergeht.
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rtn11.jpg
Gruss Dieter
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Kocha
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Re: RTN

Beitrag von Kocha »

Hallo Dieter,

ohne irgendwelche weiteren Informationen zu haben tippe ich mal auf PO4-Mangel.
Das Skelett sieht für mich so aus, als ob die Koralle unter nährstoffarmen Bedingungen gewachsen ist. Ich gehe von einem PO4-Wert von n.n. aus.

Ein paar weitere Infos wären sehr hilfreich.

LG Andy
Gruß Andy
Gweny
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Re: RTN

Beitrag von Gweny »

Hi Dieter,

hast du die Schleimsekrete mal unter dem Mikroskop angeschaut?

Knop schreibt in seinem bereits etwas älteren Steinkorallenbuch zu RTN oft auch von einer begleitenden Massenvermehrung vom Helicostoma nonatum. Ich selber konnte dies bei einem kleineren RTN-Ausbruch vor Jahren bei mir an einer 2 LPS bestätigen. Wahrscheinlich kennst du das Buch vom Knop selber.

Wieviele Korallen sind denn bei dir betroffen? Ich habe damals aus Angst der Ansteckung die stark geschädigte koralle entfernt. Habe aber auch schon mal bei meinem Händler eine stark geschädigte Goniopora sich komplett regenerieren sehen.

Im allgemeinen sagt man ja, wie du auch bereits geschrieen hast, dass RTN eine Verknüpfung von Stressfaktoren ist. Da kann alles möglich in Betracht kommen und ein minimaler zusätzlicher Faktor, wie z.B. Kalium- oder Jodabfall, PO4 Senkung oder Temperaturerhöhung lässt dann Helicostoma explosionsartig sich vermehren. Aber ich denke du hast deine Parameter im Griff.

Wie groß ist die betroffene obere Koralle? Ist eine Fragmentierung möglich?
Grüße miri
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Jörg Kokott
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Re: RTN

Beitrag von Jörg Kokott »

Hallo Dieter,
war RTN nicht immer als Helicostoma Befall diskutiert worden? das Problem ist ja, dass das oft so schnell geht, dass man nicht mal mehr Proben für mikrobiologische Untersuchungen bekommt. Kenne mich mit Korallenkrankheiten aber nicht so gut aus, letztlich kann man sie wirklich nur im Labor mikrobiologisch bzw. pathologisch untersuchen. Auf dem Feld ist zwar in den letzten Jahren viel gemacht worden, aber wirklich auf Stand bin ich da nicht.
Gruß,
Jörg
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tropicreef
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Re: RTN

Beitrag von tropicreef »

Hallo Jörg, die Krankheiten haben auf jeden Fall etwas damit zu tun, das sich die mikrobielle Gemeinschaft der Bakterien auf der Koralle verändert und somit es zu diesen Krankheitsausbrüchen kommt. In der Meerwasseraquaristik wird das Thema "mikrobielle Gemeinschaft" nicht betrachtet, da anscheinend zuwenig bekannt ist und es sich auch schlecht mit normalen Hilfsmittel untersuchen lässt. In meinem letzten Vortrag habe ich auf die mutualistische Symbiose zwischen Koralle, Alge und Bakterien hingewiesen. siehe Bild.
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symbiose_coral.JPG
Gruss Dieter
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tropicreef
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Re: RTN

Beitrag von tropicreef »

Hier noch ein gutes Bild auf dem die RTN ersichtlich ist.
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RTN1.JPG
Gruss Dieter
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tropicreef
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Re: RTN

Beitrag von tropicreef »

Kocha hat geschrieben:ohne irgendwelche weiteren Informationen zu haben tippe ich mal auf PO4-Mangel.
LG Andy
Einen PO4 Mangel kann ich ausschließen. Der liegt aktuell bei ca. 0,04 mg/l
Gweny hat geschrieben: Wieviele Korallen sind denn bei dir betroffen? Ich habe damals aus Angst der Ansteckung die stark geschädigte koralle entfernt.
Zwei faustgroße Acropora Stöcke waren betroffen. Ich konnte lediglich zwei kleine Ableger durch großzügige Fragmentation retten.

Ich hatte letztes Jahr zur fast gleichen Zeit auch Probleme mit BrownJelly. Da ging es meinen Euphylias gar nicht gut. Überlegt man sich, was gleich war, dann kann ich es eingrenzen auf das Thema "Temperatur". Wie geht man mit erhöhter Temperatur um? Klar, man kühlt sie herunter. Ich mache das mit einem GHL 5-fach Lüfter. Das klappt auch sehr gut. An der Kühlung selbst kann es also nicht direkt liegen.Ich bin nach längerem Überlegen darauf gekommen, dass es an den Temperaturschwankungen zwischen Kühlung und Erwärmung des Wassers liegt. Ich hatte bisher meine Kühlung folgendermaßen eingestellt: Ab einer Beckentemperatur von 27 °C kühlte ich herunter auf 25,5 °C, danach hat sich das Becken wieder erwärmt auf 27 °C. Danach wieder dieselbe Abkühlung. Diesen Zyklus habe ich geändert. Jetzt kühle ich bereits das Becken ab 25,5 °C auf wieder 25 °C. Die Temperaturschwankungen sind jetzt bei weitem nicht mehr so groß wie vorher. Ich habe es im angehängtem Bild skizziert. Oben die bisherige Kühlung; unten das neue Kühlintervall. Die RTN hat sich nicht weiter ausgebreitet. Ich hoffe das war der Grund.
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Temp_Schwankungen.JPG
Gruss Dieter
carlo_kraemer
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Re: RTN

Beitrag von carlo_kraemer »

Hallo Dieter,

Danke für den guten Hinweis zur Temperaturschwankung. Ich hatte vor kurzem auch RTN an meiner großen Acropora aculeus. Und das kam auch genau bei den heissen Außentemperaturen. Ich hab meine Kühlung genauso eingestellt wie du vorher. Werde das mal anpassen.

Viele Grüße

Carlo
Viele Grüße
Carlo
Gweny
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Re: RTN

Beitrag von Gweny »

Hi

Ich denke auch, dass eine dauerhafte oder längere Schwankung von 1,5 Grad zu viel ist.

Ich zu meiner Schande kühle gar nicht und Mess auch keine Temperatur. Aber der Raum vom Becken wird auch nicht sehr warm. Und Gott sei Dank seit 3 Jahren kein RTN mehr gehabt. Aber bitte nicht nachahmen. :lol:
Grüße miri
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tropicreef
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Re: RTN

Beitrag von tropicreef »

Gweny hat geschrieben: Ich zu meiner Schande kühle gar nicht und Mess auch keine Temperatur. Aber der Raum vom Becken wird auch nicht sehr warm.
Das würde bei mir nicht gehen. Ich habe den ganzen Tag die Terrassentür auf. Da geht die Raumtemperatur schnell mal auf 27 °C oder höher hoch.

Meine aktuelle Einstellung am GHL Profilux Computer sind wie im Bild dargestellt. Ich habe den Heizstab auch ausgesteckt, da er sonst bei 25 °C anfängt zu heizen.
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tempGHL.JPG
Gruss Dieter
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