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Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 00:22
von Niklas_Fishtank
Hallo zusammen,
ich habe letzten wieder eine ICP Analyse weggeschickt und habe mit erschrecken festgestellt, dass mein Phosphat deutlich angestiegen ist und auch CO2 sehr hoch ist. Den Ursachen bin ich auf dem Weg, aber wurde noch nicht wirklich schlüssig. Der Phosphat-Gehalt könnnte vielleicht aus Depots kommen - war aber eigentlich bsi vor 1 Monat immer eher an der unteren Grenze zwischen 0.01-0.03 und jetzt auf einmal 0.2.
Des weiteren habe ich beobachtet, dass eine Millepora in Grün ihre Polypen eingezogen hat und an den Spitzen leicht das Gewebe verloren hat. Die anderen Korallen SPS wie LPS stehen top. Was ich auch beobachten konnte, ist dass das Wachstum nachgelassen hat, was der Grund für die ICP Analyse war. Mit dem Phosphat Gehalt ist der Grund offensichtlich.
Die weiteren Schritte sind für mich, dass ich am Sonntag ein Wasserwechsel vollziehe und dabei teilweise den Sand absauge. Ist da die Strategie des Absauges und auswaschen besser als mit einer Mulmglocke arbeiten? Könnten so Depots entfernt werden?
Anbei hänge ich euch einmal die Analyse an.
Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 11:24
von Jörg Kokott
Hallo Niklas,
Ich würde die Zinnbelastung vor allem in den Vordergrund stellen, Zinn ist in dem Bereich durchaus auch unmittelbar problematisch für Korallen. Bei 0,2 mg/L Phosphat mit Nitrat nachweisbar und auch einem normalen Spurenmetalllevel stirbt eigentlich keine Koralle, weil Du eine Gesamtnährstoffverfügbarkeit hast. Aber mich würde eher das Zinn beunruhigen. Die Frage ist, wo das her kommt. In der Regel ist das bei frischen Becken ein Rückstand vom Floatglas, ansonsten ist das eine Verunreinigung von Futter oder von Gestaltungsmaterialien.
Der niedrige pH Wert ist ebenfalls sicherlich ein Problem, das ist aber auch typisch für die Jahreszeit, es wird weniger gelüftet, ggf brennt ein Ofen und der CO2 in unseren Räumen steigt an und geht natürlich auch ins Wasser. Wir haben dazu eine eigene Reefers Podcast Folge zum Thema CO2, bzw. mehrere Teile. Atemkalk wäre hier wichtig und ggf. kannst Du auch mit Kalkwasser arbeiten um freies CO2 im Wasser über das Kalkwasser in Hydrogencarbonat umzuwandeln und den pH Wert zu erhöhen.
Depots im Sand sind nach einer gewissen Zeit und je nach Material (Calcit oder Aragonit) sowie natürlich Strömung und generelle Futterbelastung immer ein Problem, ich würde den Sand immer komplett austauschen gegen frischen. Depots auswachsen geht zum Teil, aber nicht vollständig. Man bekommt beim Auswachsen den Mulm raus, aber nicht unbedingt angelagertes Phosphat am material selbst, das sich im Becken wieder zurück lösen kann. Daher empfehle ich das komplette Austauschen gegen frischen Sand. Den kann man dann aber regelmässig mit der Mulmglocke bearbeiten, um die Standzeit zu verlängern. Auch dazu haben wir im Reefers Podcast eine eigene Folge (Calcit, Aragonit, bare bottom).
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 12:02
von Niklas_Fishtank
Hallo Jörg,
Vielen Dank für deine schnelle Antwort. Deine Worte zu Phosphat und Nitrat haben mich auf jeden Fall bezüglich der Nährstoffe schon einmal beruhigt.
Als Sand habe ich den CaribSea Live Sand Arag-Alive Special Grade damals genommen. Das Becken läuft jetzt fast 1 Jahr. Kannst du mir einen bestimmten Sand oder auch Körnung empfehlen? Der jetzige scheint mir ein Wenig zu grob zu sein. Bei der Standzeit des Beckens muss es ebenfalls auch nicht unbedingt Live Sand sein oder?
Die Problematik oder Herkunft von dem Zinn kann ich mir eigentlich nicht erklären. Das einzige was "neu" ist und verwendet wird ist Frostfutter (gleiche Sorte und Hersteller, aber neu angebrochene Packung). Das Frostfutter spüle ich ebenfalls ca. 1 Minute unter laufendem Wasser aus. Zudem kommt noch ein neu angefangenen Eimer Tropic Marin Reef Salt Pro.
Ich werde mir die folgen aus deinem Podcast zum Thema Sand und CO2 anhören
Als nächsten Schritt werde ich dann morgen den Wasserwechsel 10% vollziehen. Ist es sinnvoll nach 2-3 Tagen erneut einen Wasserwechsel 10% zu machen um das Zinnlevel zu senken? Beim Wasserwechsel werden ich als ersten Schritt Sand mit absaugen und auswaschen bis ich den neuen Sand besorgt habe und diesen dann Wechseln.
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 12:21
von Jörg Kokott
Ich empfehle nicht den Special grade, der ist wie Du schon sagst recht grob und vor allem auch komisch in der Form, weil der so stark aus foraminiferen glaube ich besteht. Aber der normale ocean direct Sand ist sehr gut, damit kannst Du gut arbeiten. Für mich ist das ehrlich gesagt kein richtiger live Sand, der kommt halt aus dem Meer bzw. von Sandbänken, aber der ist jetzt nicht so mit Bakterien vollgeladen wie andere live Sand Sorten. Ansonsten kannst Du mal bei Colombo gucken, die haben einen Aragonitsand in verschiedenen Körnungen im Angebot, damit kannst Du auch arbeiten.
Um Schadstoffe wirklich signifikanter zu senken müsstest Du 3x 20% oder 4x 15% in Folge machen, um den Wert ca. um 50% zu senken, sofern in der Zeit nichts Neues dazu kommt. Am besten ist es daher bei Schadstoffen immer, so viel wie möglich zu wechseln, um maximal Schadstoffe wirklich raus zu holen. Ansonsten hast Du den Verdünnungseffekt, den ich im Kapitel Wasserwechsel in den SEA-Z auch grafisch gezeigt habe, gerne da mal rein schauen. Dort habe ich den Effekt von 3x 20% WW erläutert, aber selbst dann hast Du wie gesagt nur die Hälfte raus geholt. Mit 10% kommst Du daher nicht wirklich weit.
Wenn Du den Sand auswäscht und wieder rein bringst, kann es sein, dass Dir Phosphat durch Rücklösungen aus dem Sand noch weiter ansteigt, das muss nicht sein, kann aber passieren. Also nicht wundern, wenn Du das machst und sich danach mehr Phosphat zurück löst, als Du bis dahin im Wasser hattest. Ggf. also hier mit einem Adsorber vorsichtig gegen arbeiten. Apropos Adsorber, kann auch sein, dass Du mit einem eisenbasieren Phosphatadsorber das Zinn auch binden kannst, hängt immer etwas von den Rahmenbedingungen ab, was sich sonst so alles noch am Material anlagert. Aber wenn Du Depots im Sand hast und diese aufwirbelst bzw. weitere Rücklösungen erzeugst, würde ich schon mit einem Adsorber gegen arbeiten, dass der Wert nicht zu stark in die Höhe schnellt. Eine etwas feuchtere Abschäumung kann auch gut helfen, Phosphat darüber etwas mehr aus dem Wasser zu holen. Wenn Dein Abschäumer also trocken läuft, gerne etwas feuchter einstellen.
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 12:47
von Niklas_Fishtank
Ok sehr gut, dann wird ein Sandwechsel jetzt geplant und dieser in einem Ruck ausgetauscht. Der Colombo Marine Aragonite Sand in größe S scheint echt gut auszusehen.
Ich suge den Sand lieber nicht ab und wasche ihn aus, wenn dadurch theoretisch das Problem vielleicht schlimmer wird.
Mit Absorbern habe ich generell noch nie gearbeitet. Den Abschäumer habe ich bereits nasser eingestellt, nachdem ich die Nährstoffwerte gesehen habe
Ich stelle heute direkt die Osmoseanlage an und produziere mehr Wasser für die größeren Wasserwechsel. Werde dann 3x 20% anstreben.
Ich werde auch einmal alle Strömungspumpen/Thermometer und Ablegerschiene(Magnete) auf potenziellen Rost untersuchen. Aber falls etwas rosten sollte, wären die gesamten Schwermetalle erhöht nicht wahr?
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 14:37
von Jörg Kokott
Ja, in der Regel haben wir Legierungen mit verschiedenen Metallen, z.B. Vanadium/Molybdän oder Kupfer/Zink, was auch immer. Von daher sind die meisten Korrosionen immer mit zwei oder mehreren Metallen auffällig und wenn Zinn als Legierungsmetall auftritt, hast Du meisten Blei (Lötzinn) oder auch Kupfer oder Antimon mit drin. Das ist bei Dir nicht der Fall, von daher würde ich nicht davon ausgehen, dass es aus einer Metallkorrosion kommt. Vielmehr kommt es entweder noch vom Floatglas, was von Beginn an dann sichtbar wäre in ICPs, dann aber mit der Zeit auch von alleine abnimmt, oder es ist eine Verunreinigung aus dem Futter, oder Gestaltung, Riffzementkleber etc. Möglicherweise auch belastete Aktivkohle, die können auch Zinn in Kombination mit Antimon abgeben. Das ist bei Dir aber nicht der Fall. Aber checken würde ich auf jeden Fall mal alles.
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 15:57
von Niklas_Fishtank
Die Abgabe vom Floatglas kann ich ausschließen, da es zu Beginn niedrig war. Ebenfalls wurde keine Riffzementlöeber benutzt der etwas abgeben könnte. Aktivkohle habe ich ebenfalls noch nie benutzt, daher kann ich den Fall auch ausschließen.
Daher tippe ich bei der Belastung auf das Futter, ansonsten wäre nur noch Korrosion als Faktor möglich. Werde das Futter wechseln sowie mögliche Metallteile überprüfen.
Sollte ein Sandwechsel Etappenweise gestaltet werden oder kann alles auf einmal getauscht werden?
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 17:23
von Jörg Kokott
Das ist nicht immer eine einheitliche und einfach Frage, wie man den Sand tauscht. wenn Du eine hohe organische Belastung vermutest und einhergehend mit einem hohen Sandbett und einer anoxischen Schicht, in der ggf. Schwefelwasserstoff lagert, würde ich es immer langsam machen und immer nur die oberste Schicht absaugen. Beim Thema Bodengrund in den SEA-Z habe ich das auch näher erläutert. Eine komplett oxische Sandschicht die nur 1-1,5 cm dick ist kann man so wegsägen, wichtig ist nur, dass dabei immer die Pumpen aus sind und es nicht zu Verwirbelungen dabei kommt. Sandschicht die höher als 1,5 oder 2 cm sind auf jeden Fall im langsam von oben absaugen.
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 20:48
von Niklas_Fishtank
Vielen Dank!
Ich habe nur die Sandschicht zwischen 1-1.5 cm vereinzelt vielleicht bis hin zu 2. Werde dennoch in Etappen vorgehen und diese über mehrere Wasserwechsel verteilen. Des weiteren werde ich den CaribSea Live Sand Arag-Alive Ocean Direct Oolite bestellen und damit hoffentlich den Problemen entgegenwirken.
Morgen wird mit dem ersten Wasserwechsel gestartet und weitere Updates kommen
Re: Phosphat und CO2 erhöht
Verfasst: Samstag 15. Oktober 2022, 21:09
von Jörg Kokott
Der Oolite ist zu fein, schau mal, dass Du den Ocean Direct Original Grade (in der Mischkörnung) bekommst, das ist der, den ich meine. Der Oolite ist super fein. Bitte den Original Grade nehmen.