Phytoplankton züchten

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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Hier mal ein weiterer wissenschaftlicher Artikel zum Thema Tridacna, bzw. ein abstrakt.
The proportion of carbon deposited in tissues relative to that respired is high in giant clams relative to completely heterotrophic bivalves. We conclude that autotrophy is the major source of carbon to this clam, potentially capable of satisfying all respiratory requirements of the host. However, the potential importance of heterotrophy to total energy needs of the host is also significant and changes with the size of clam. The spectacular rates of growth in this clam are such that filter feeding is able to provide 65% of the total carbon needed both for respiration and growth in small clams (100 mg dry tissue wt), whereas large clams (10 g) acquire only 34% of their carbon from this source.
Die wichtigste Aussage ist zunächst, dass sie filtrieren können, aber das der Anteil von Kohlenstoff aus den Zooxanthellen zur Aufrechterhaltung der Stoffwechselfunktion komplett ausreichen kann. Darüber hinaus ist das Alter der Muscheln mitunter relevant und zeigt, das v.a. kleine Muscheln beim Heranwachsen stärker filtrieren als ältere Muscheln, die nur noch langsamer wachsen. Was natürlich nicht berücksichtigt wird, ist die Rekrutierung anderer Nährelemente. Bei solchen Untersuchungen geht es letztlich meist nur um die Frage, wo der Kohlenstoff herkommt.
Gruß,
Jörg
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Hi Jörg

Sehr interessant.... :-)
Es ist nicht dasselbe Pumpen wie wenn die Muschel ein Fremdkörper loswerden will.. ich würde das dann eher als Husten bezeichnen.
In der Natur konnte ich dies leieder noch nie beobachten... meine Tauchgänge sind viel zu kurz und wenn ich mich 1 Stunde vor ne Muschel lege hätte ich auch keine Garantie dieses Phänomen beoachten zu könenn ;-) Was ich beschreiben wollte ist, dass es aussieht wie wenn die Muschel Wasser geziehlt einzieht. Ist alles was in unseren Becken geschieht wissenschatlich nachgewiesen? Auchnicht jeder Tomentosus greift Polypen an ;-) (you know what I mean ;-) )

Deine Ansätze sind dennoch interessant und veranlassen mich zum Nachdenken! Ichhatte vorher nie so grosse Muscheln und auch selten länger als 3 Jahre... diese sind nun 4 Jahre im Becken und seit 4 Jahren gebe ich Phytoplankton dazu.
In keinem meiner Becken hatten sich Rührenwürmer vermehrt... erst in diesem.
Du hast recht.. mein Wasser ist nie so klar wie bei anderen Becken. Ich habe aber in meiner Grössenordnung leider keine Vergleiche... hinzukommt, dass die Filterkammer, die Pumpenanordnung wie auch das Technikbecken nicht optimal sind.. wie Du ja weisst.
Ich war in Gebieten tauchen, da war die Sicht schlechter als in meinem Becken.. und die Korallenvielfalt enorm (Phillipinen, Rotes Meer)

Sangokai ist sicher der Hauptgrund des Gelingens... ich könnte durchaus auch mal auf das Phyto verzichten und schauen, was passiert....
muss ich mir mal überlegen!

Danke für den Muschelartikel :-)
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Habe den Arikel gerade gelesen...
Results showed that the giant clam is an efficient utilizer of particulate organic matter available in reef waters (Davies Reef mean: 97 μg C·1−1), retaining on average 75% of particles between 2 and 50 μm, and absorbing from them 54% of C. Clearance rates (CR, 1·h−1) of clams were size dependent as defined by the function: CR = 1.85 W0.58 (r2 = 0.85, n = 56). There are major differences between typical non-symbiotic bivalves and Tridacna gigas regarding the relative allocations of energy to respiration and growth. The proportion of carbon deposited in tissues relative to that respired is high in giant clams relative to completely heterotrophic bivalves. We conclude that autotrophy is the major source of carbon to this clam, potentially capable of satisfying all respiratory requirements of the host. However, the potential importance of heterotrophy to total energy needs of the host is also significant and changes with the size of clam. The spectacular rates of growth in this clam are such that filter feeding is able to provide 65% of the total carbon needed both for respiration and growth in small clams(100 mg dry tissue wt), whereas large clams (10 g) acquire only 34% of their carbon from this source.
Nun wäre ich wieder am Hirnen..
Wie schwer wären meine Muscheln, wenn diese trocken wären?
carlo_kraemer
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von carlo_kraemer »

Hi,

ich traue mich als Laie kaum was zu der sehr intensiven Diskussion beizutragen, aber ich kann zumindest als Feedback geben, dass meine Crocea auch ohne jede Zugabe von Plankton sehr gut wächst. Ich habe sie aber auch nicht am Boden stehen sondern etwas weiter oben, damit sie viel Licht abbekommt. Ich persönlich gebe mittlerweile bis auf ab und zu mal ein wenig Granulatfutter an meine Acans gar nichts mehr außer Sangokai Basics und Fischfutter ins Wasser und alle Korallen stehen und wachsen hervorragend. Aus meiner bescheidenen Erfahrung habe ich den Eindruck, dass das richtige Licht wesentlich mehr Einfluss auf das gute Wachstum hat als irgendwelche Futterzugaben (sofern man natürlich die Sangokai Basics als Grundlage gibt).

Viele Grüße

Carlo
Viele Grüße
Carlo
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Carlo

Der Profi ist Jörg! Ich bin genauso Laie. :shock:
Ich stimme Dir zu das Licht einer der Schlüsselfaktoren ist.

Die Position der Crocea ist richtig.. die soll ja auch ins Riff. (Bohrende Riesenmuschel :-) )

Die Frage aus der Diskussion herraus ist eher für mich so, dass auch wir ohne Fleisch leben können... Ich für mich liebe jedoch das Fleisch und blühe auf bei einem lecker Steak. Die Koralle kann sicher auch ohne mein Phyto leben und wachsen...

Ich kann die Tiere leider nicht fragen.. optisch jedoch habe ich das Empfinden, dass die Gonios wie auch die Muscheln die Zugabe geniessen..

So wie der Fleischkonsum Nachteile mit sich bringt hat eben auch das Füttern von Phyto Nachteile - ich muss mit mir ausmachen was ich will :?:
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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Es geht hier ja nur um die Interpretation von Messwerten, das ist eine schwierige Sache. Ich habe eine Publikation aus Okinawa angeführt und eine zweite aus dem nördlichen GBR/Australien. Das sind erstmal zwei komplett verschiedene Messorte. Vergleichbar? Hmm, das ist schwierig zu sagen. Wir können eigentlich nur die Ergebnisse für den jeweils genannten Standort als zutreffend bewerten. Ein Transfer auf andere Riffe, sowohl Riffbiotope als auch geographisch andere Standorte bleibt rein spekulativ. Dazu braucht es dann global viele verschiedene Untersuchungen, die dann über die Statistik eine Aussage bestärken können oder eben auch nicht. Ein karibisches Riff funktioniert v.a. schon aufgrund der verschiedenen Organismenstrukturen womöglich ganz anders als ein pazifisches Riff.

Der für mich wichtige Aspekt ist: selbst, wenn eine Zugabe z.B. von Phytoplankton für einen bestimmten Organismus positiv ist, z.B. für eine Muschel oder für eine Goniopora, wo sind negative Begleitfaktoren? Was kann das gleiche "Futter" für Nebenwirkungen haben?
Das müssen wir versuchen zu reflektieren und das ist in meinen Augen viel wichtiger! Zwei Organismen fördern, gleichzeitig aber andere zu belasten oder zu stressen, ggf. auch zu schädigen. Wo haben wir dann was gewonnen?
Dani hat geschrieben:Ich war in Gebieten tauchen, da war die Sicht schlechter als in meinem Becken.. und die Korallenvielfalt enorm (Phillipinen, Rotes Meer)
Dann war aber Sturm vorher oder schlechtes Wetter, oder? Eine Sicht von unter 5 m im Riff kann kurzzeitig mal vorkommen, aber nicht als Dauerzustand, zumindest nicht da, wo unsere Korallen herkommen, die wir pflegen.
Gruß,
Jörg
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Jörg Kokott hat geschrieben:Der für mich wichtige Aspekt ist: selbst, wenn eine Zugabe z.B. von Phytoplankton für einen bestimmten Organismus positiv ist, z.B. für eine Muschel oder für eine Goniopora, wo sind negative Begleitfaktoren? Was kann das gleiche "Futter" für Nebenwirkungen haben?
Das müssen wir versuchen zu reflektieren und das ist in meinen Augen viel wichtiger! Zwei Organismen fördern, gleichzeitig aber andere zu belasten oder zu stressen, ggf. auch zu schädigen. Wo haben wir dann was gewonnen?
Dani hat geschrieben:Ich war in Gebieten tauchen, da war die Sicht schlechter als in meinem Becken.. und die Korallenvielfalt enorm (Phillipinen, Rotes Meer)
Dann war aber Sturm vorher oder schlechtes Wetter, oder? Eine Sicht von unter 5 m im Riff kann kurzzeitig mal vorkommen, aber nicht als Dauerzustand, zumindest nicht da, wo unsere Korallen herkommen, die wir pflegen.
Genau Jörg!
Das ist das was ich mir im Klaren sein muss. Wie das Fleisch: Gut für's Gemüt und den Gaumen.. schlecht für einiges anders :-)

Und nein.. kein Sturm.. zumindestens nicht zum Zeitpunkt des TG. Und es waren nicht nur SPS da... vorallem Weiche und LPS
Und.... weniger als 5 m Sicht hätte ich auch nicht in meinem Becken wenn CA un KH stimmen :-)
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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Ich finde das ganz spannend, mal Videos zu googlen, z.B. Stichwort "soft coral reef" mit dem Zusatz "Indonesia", "Philippins" etc. und dann bei google auf Videos filtern. Englisch erhöht dann die Trefferwahrscheinlichkeit. Da sieht man dann auch ganz verschiedene "Trübungen" im Wasser, wobei es auch witzig ist, dass man Dendronephthya z.B im Klarwasser genauso oft findet wie in trüberen Gewässern von Raja Amat (da gibt es ein ganz nettes Video voll mit Weichen und Tunikaten und Schwämmen). Man muss also nicht selbst tauchen gehen, in der Welt der "go pro" etc. haben wir auf YouTube tolle Findlinge. Was man aber bei allen diesen Videos sieht, ist, dass die Sicht dennoch sehr weit ist. Das, was das Wasser trübt, ist extrem klein bzw. es sind viele größere Partikel, irgendwas müssen die Anthias etc. ja fressen.

Aber um das mal zu vergleichen, z.B. bei Dir Dani, wie sieht Dein Wasser aus, wenn Du in 3000 L die 3 L Phytoplankton rein gibst?

Der entscheidende Punkt ist, und das betone ich immer wieder, wir haben in der Natur extrem kleines Plankton in geringen Mengen, dafür aber einen sehr hohen Wasseraustausch. Das kann man einfach nicht auf ein Aquarium übertragen!
Gruß,
Jörg
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Jörg Kokott
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Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von Jörg Kokott »

Und dieses Video hier ist auch sehr anschaulich, ein Zeitraffer, bei dem man dann auch mal sieht, wie sich die Wassertrübung teils erheblich verändert, vermutlich auch infolge von Stürmen oder Unwettern, von sehr klar bis nur wenige Meter Sicht.

Klar, da sind in vielen Riffen auch nicht unbedingt einheitliche Bedingungen und immer super klares Wasser. Die Frage ist aber, was erzeugt diese Trübung? Ist das Plankton oder ist das aufgewühlter Dreck? Ich war am gezeigten Davies reef selbst schon tauchen, das ist ein Kanal mit teils heftig Strömung, das man kaum gegen an schwimmen kann. Genauso schnell, wie es da Sedimente aufwirbelt, sind die aber auch wieder weg. Das ist hier ein wichtiger Punkt, es besteht nie eine dauerhafte Belastung.

Und super interessant dabei ist übrigens auch die Entwicklung der Cladophora Alge. Schaut da mal genau hin. Da sieht man mal, dass das in unseren Becken nicht anders ist, was mal kommt, geht auch wieder von alleine.
Gruß,
Jörg
hypocampo

Re: Phytoplankton züchten

Beitrag von hypocampo »

Jörg Kokott hat geschrieben:Und dieses Video hier ist auch sehr anschaulich, ein Zeitraffer, bei dem man dann auch mal sieht, wie sich die Wassertrübung teils erheblich verändert, vermutlich auch infolge von Stürmen oder Unwettern, von sehr klar bis nur wenige Meter Sicht.

Und super interessant dabei ist übrigens auch die Entwicklung der Cladophora Alge. Schaut da mal genau hin. Da sieht man mal, dass das in unseren Becken nicht anders ist, was mal kommt, geht auch wieder von alleine.
Das mit der Alge ist ja spannend.. plötzlich wird diese weiss und weg ist sie.
Interessant wäre wie viele Tage davon das sehr klare Wasser im Verhältniss zu den anderen Sichtweisen steht.

Aber die Diskussion ist interessant; sehr interessant!
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