Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Planung, Kompartimentierung, Verrohrung und Rückförderung
StefanSc
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Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von StefanSc »

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich habe mir mal (trotz meiner nur rudimentär ausgeprägten Hirnfähigkeiten) Gedanken um den Durchfluss durch das TB gemacht. In den SEA-Z empfiehlt Jörg das 2-3 fache des Beckenvolumens. Ausgenommen sind Sonderfälle wie der Betrieb eines Refugiums und es gibt wohl Fälle, da kann man auch eher auf das 1,5-fache gehen. Aber das ist jetzt auch egal, empfohlen für den Normalfall sind 2-3 X.

Warum?

Bei anderen Systemen gibt es andere Empfehlungen, darum soll es aber gar nicht gehen, mir fehlt hier einfach (eine zumindest für mich Kleinhirn) schlüssige Erklärung und so wie ich die SEA-Z lese, finde ich auch keine.
Mir leuchtet natürlich ein, dass mehr Durchsatz natürlich dazu führen kann, dass ich eine eventuell vorhandene mechanische Filterung häufiger zu reinigen/wechseln habe und aus Sicht der Energieeffizienz ist mir auch klar, dass (wenn mir mehr Durchsatz nichts bringt, ich dann nur sinnlos Strom verbrauche). Aber was, wenn es was bringt?

Ich hinterfrage das aus folgendem Grund: Ich hatte neulich aufgrund einen Bakterienpräparats und vielleicht auch Fütterung einen rasch angestiegenen Phosphat-Wert. Für mich eine logische Konsequenz ist dann eigentlich, den Durchsatz durch das TB zu erhöhen, um evtl. dem Abschäumer "mehr" zu bieten. Denn ist die Idee, bzw. der konzeptionelle Ansatz der Planung und Umsetzung des TB mit Abschäumerkammer und Wasserführung nicht eigentlich nur graue Theorie und ich weiß ohnehin nicht wirklich, wie effektiv meine Filterung arbeitet. Also wieviel Wasser nun unabgeschäumt wieder ins Hauptbecken fließt? In einem Beitrag habe ich die Phosphatproblematik beschrieben und auch meine Maßnahmen und mir wurde geraten, den Durchsatz wieder "korrekt" einzustellen.

Aber warum nutze ich nicht den Durchsatz, um mit diesem Werkzeug meine Wasserwerte beeinflussen zu können? Und ich meine hier keine Sonderfälle und übertriebenen Fischbesatz und den Versuch, die damit verbundene Belastung in den Griff zu bekommen. Ich weiß doch nicht wirklich sicher, ob mein spezieller Abschäumer in meinem Technikbecken mit genau den 2-3 mal pro Stunde Wasser durch genau das macht, was richtig und gut ist?

Was ist also schlecht an 5 X oder 10 X ? Kleinstlebewesen und Zooplankton ist doch ohnehin zum allergrößten Teil Substratgebunden und nicht frei in der Wassersäule? Da zerstöre ich doch nichts? Übersehe ich da was?

Ich halte es zB auch für sinnvoll, wenn ich meine Scheiben reinige und das mache ich nicht andauernd uns es hat sich einiges an "Material" gebildet, dass ich dann den Durchfluß erhöhe, um das Zeug aus dem Becken zu bekommen und nicht irgendwo gammeln zu lassen.
Gruß
Stefan
carlo_kraemer
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von carlo_kraemer »

Hallo Stefan,

der wesentliche Beweggrund für die Empfehlung ist der, dass viele der Becken tendentiell eher an Nährstoffmangel leiden und ein zu hoher Durchsatz durch das Technikbecken dazu führt, dass der Abschäumer dem Wasser die Nährstoffe noch mehr entzieht. Die Empfehlung zum 2-3 fachen des Beckenvolumens hat sich insoweit bewährt, als das es bei einem richtig dimensionierten Abschäumer nicht zu viel aber auch nicht zu wenig Nährstoffe dem Wasser entzieht. Dennoch kann man in Abhängigkeit der konkreten Nährstoffsituation durchaus auch den Durchfluss erhöhen oder senken, um ein vernünftiges Gleichgewicht bei den Nährstoffen zu bekommen. Da ich z.B. einen recht üppigen Fischbesatz habe und daher eher tendentiell hohe Nährstofwerte, fahre ich auch mit deutlich mehr als dem 2-3 fachen des Beckenvolumens.

Viele Grüße

Carlo
Viele Grüße
Carlo
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tropicreef
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von tropicreef »

StefanSc hat geschrieben: Denn ist die Idee, bzw. der konzeptionelle Ansatz der Planung und Umsetzung des TB mit Abschäumerkammer und Wasserführung nicht eigentlich nur graue Theorie und ich weiß ohnehin nicht wirklich, wie effektiv meine Filterung arbeitet. Also wieviel Wasser nun unabgeschäumt wieder ins Hauptbecken fließt?
Wieviel Wasser durch das Technikbecken fliesst, ist abhängig von der Rückförderpumpe (RFP). Die sollte auf jeden Fall regelbar sein. Somit kannst Du je nach Nährstoffsituation im Becken, mehr oder weniger Wasser durch das Technikbecken befördern. Wenn Du dann noch einen Abschäumer mit regelbarer Pumpe hast, dann kannst Du sehr gut bestimmte Nährstoffniveaus halten.

Was hast Du denn konzeptionell als RFP und Abschäumer geplant?
Gruss Dieter
StefanSc
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von StefanSc »

Hallo Carlo,
Danke für Deine Erklärung. Also sehe ich das schon richtig. Ich dachte, es gibt irgendeinen elementaren Grund, den ich übersehen habe oder nicht verstehe.

@ Dieter: Ich verstehe Deine Antwort nicht. Dass ich mit der RFP den Durchsatz einstelle ist ja klar. Ich fragte nicht, wie ich ihn einstelle sondern warum auf das 2-3-fache. Mein TB ist nicht von mir geplant, sondern Bestandteil des Red Sea Max S500 Beckens. Aber ganz ordentlich und im Prinzip auch SEA-Z gerecht gemacht. Das Wasser wird recht gut kanalisiert und mein Abschäumer (RE MBK 180) holt sich am Einlaufpunkt das Wasser. Das ist ja alles klar. Trotzdem weiß aber doch niemand, ob sich der AS (auch wenn richtig dimensioniert) beim Durchlauf von X-mal Beckenvolumen pro Stunde eben auch alles nimmt. Der steht in seinem Sumpf und macht halt was. Ich weiß es dann, wenn er extern ist und alles zwangsweise hindurch muss.
Ich habe eine RE Mini Speedy mit 50 Watt, die sollte im Idealfall mein Volumen 10 X pro Stunde schaffen.
Wenn ich ja scheinbar richtig lag, wie Ihr mir bestätigt, finde ich problematisch an der Empfehlung, dass dann jemand evtl. seine RFP danach dimensioniert und dann seine Nährstoffe am Ende nicht in den Griff bekommt, weil er nicht mehr "Gas" geben kann.
Gruß
Stefan
Gweny
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von Gweny »

Hallo Stefan,
Wenn ich ja scheinbar richtig lag, wie Ihr mir bestätigt, finde ich problematisch an der Empfehlung, dass dann jemand evtl. seine RFP danach dimensioniert und dann seine Nährstoffe am Ende nicht in den Griff bekommt, weil er nicht mehr "Gas" geben kann.
Natürlich sollte man seine RFP möglichst nicht so wählen, dass die max Förderung grad mal das 2-3 fache ist. Ideal ist hier eine etwas größere Spannweite und mit regelbarkeit. Z.b. dass die RFP zwischen dem 1-7 alles schafft. Bei der heutigen Technik ist auch im mittleren preissegment alles drin.

Bei nährstoffproblemen oder zu hohem Fischbesatz ist natürlich eine etwas höhere Fördermenge hilfreich. Allerdings sollte dies nie als alleiniger problemlöser gesehen werden.

Bezüglich des Wassers welches effektiv durch den abschäumen läuft, ist man natürlich nie ganz im klaren. Wenn die ansaugseite des abschäumers richtig positioniert ist, das wasser nicht so einfach am AS vorbei kann und ich das fördervolumen mit dem AS angeglichen habe, dann kann ich eigentlich schon davon ausgehen dass ein Großteil auch effektiv DURCH den AS muss.
Grüße miri
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lupo2001
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von lupo2001 »

Hallo an alle,

ich werde bei meinem Reefer jetzt auch mal eine deutlich höhere Förderleistung testen. Ich habe nämlich große Probleme mit Schwebeteilchen. Ich habe von einem anderen Besitzer eines Reefer den Tipp bekommen, einfach mal die Fördermenge soweit zu erhöhen, wie es Red Sea vorgibt. Da wäre ich bei 10x Umwälzung. Er hatte nämlich genau das gleiche Problem und seit er das Fördervolumen erhöht hat, hat er richtig klares Wasser. Ich werde das ganze einfach mal versuchen. Versuch macht kluch. :D
Ich vermute auch, dass mein Problem mit Cyanos auch von vielen Ablagerungen im Sand und dadurch einer höheren Belastung kommen könnte.
Wie Miri schon gesagt hat: Wenn man ein Becken plant sollte man es wirklich so planen, dass eine deutlich höhere Fördermenge möglich wäre. Wenn alles mit 2-3x Umwälzung läuft ist alles gut. Wenn nicht, hat man immer noch die Möglichkeit einfach mal die Fördermenge zu erhöhen und das ganze einfach mal auszutesten.
Gruß,
Markus
Gweny
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von Gweny »

Hi Markus,

pass aber auf deine Nährstoffe auf. Alles was du öfter durch den AS jagst wird auch öfter gereinigt und somit entzogen.
Grüße miri
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lupo2001
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von lupo2001 »

Hi Miri,

die Wasserleistung des Abschäumers wird dadurch nicht erhöht. Daher rauscht einfach mehr an ihm vorbei, er kann aber deswegen nicht mehr Wasser ansaugen. Lediglich die Filtersocken werden mehr raus filtern. Mal sehen, wie sich die Nährstoffe entwickeln, ich kontrolliere ja regelmäßig.
Mich regt es im Moment einfach auf, dass jeden Abend das Wasser immer richtig schmutzig wirkt. Ich werde auf jeden Fall weiter zu dem Thema berichten. Entweder hier oder in meinem Beckenthread.
Gruß,
Markus
StefanSc
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von StefanSc »

Hallo Miri, hallo Markus,

richtig, die Filtersocken sind schneller zu und auch richtig, Wasser geht evtl. unabgeschäumt vorbei. Es sei denn, der AS ist überdimensioniert, was aber viele gern tun.
Ich habe in einer Woche mit ca. 8 flachem Durchsatz festgestellt, dass mein RE MBK 180 ( bis 750 Liter bei rund 485 bei mir), dann schon mehr zieht. Ich hatte heute sehr wenig PO4 gemessen. Damit für mich aber auch der Beweis, dieses Instrument zur Haltung der Balance zu nutzen, statt gleich Adsorber zu nehmen.

Meine Meinung ist, dass bei der Planung des TB und der Komponenten kaum absehbar ist, was am Ende die Realität sein wird. Insofern ist schon auch klar, dass kaum jemand mit der RFP ans untere Limit gehen wird. Aber leider hält kaum eine Pumpe, was das Prospekt verspricht! Selbst wenn ich eine nehme, die es 5X packen sollte, wird es am Ende vielleicht eng. Und klar, wenn ich das TB so plane, dass das Wasser kanalisiert zum AS kommt und dessen Dimension passt und alles durchdacht und richtig ist. Weiß ich trotz allem nicht, ob und wieviel Wasser vorbeigeht und ich weiß doch eigentlich auch nicht, ob das tatsächlich durch den AS durchgehende Wasser komplett abgeschäumt wird?
Sollte insofern nicht der Durchsatz als variabel und situativ angepasst empfohlen werden?
Gruß
Stefan
StefanSc
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Re: Wasserdurchsatz durchs Technikbecken

Beitrag von StefanSc »

Hallo nochmal Markus,
mein Wasser ist dadurch deutlich klarer.
Gruß
Stefan
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