Eine Plage geht in die nächste über

Struppi
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Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Struppi »

Guten Morgen Zusammen,

habe mich hier angemeldet, weil ich mich in der Auflösungsphase meines Aquariums befinde und die Zusammenhänge der Probleme gerne verstehen möchte. Ich bin hin und her gerissen, ob ich das Hobby ganz an den Nagel hänge oder nochmal neu starte. Obwohl ich zu ersterem tendiere, ist immer noch etwas Wehmut gepaart mit einem Fünkchen Hoffnung tief in mir drin.

Kurz zu mir: ich hatte viele Jahre Süßwasseraquarien und bin dann vor drei Jahren auf Meerwasser umgestiegen. Hatte ein Nano welches nach holprigem Start echt gut lief. Aber als dann nach Abschaffung Süßwasser Platz für ein größeres Meerwasseraquarium vorhanden war, wurde der Plan in die Tat umgesetzt. Es zog ein 250 Liter Aquarium bei uns ein. Gestartet wurde mit Lebendgestein und ATI Sand. Versorgung mit Sangokai. Nach und nach zogen die Korallen vom Nano ins größere Becken um. Bei der Reduzierung der Korallen im Nano traten erstmals braune Beläge auf, über die ich mir keine Gedanken machte. Die letzten Korallen säuberte ich ordentlich vor dem Umsetzen und dann war das Nano Geschichte. Nicht aber die braunen Beläge. Irgendwann war mir klar, dass es sich um Dinos handelt. Sie waren mal mehr und mal weniger vorhanden. Da sich auch Kugelalgen ausbreiteten, wurde eine Kartusche Carbo Ex vor den Abschäumer geschalten. Half ein wenig. Gegen die Dinos, nicht aber die Kugelalgen. Da brachte eine Krabbe mehr Erfolg.

Ganz verschwunden waren die Probleme nie, nach einem Jahr stand dann ein Umzug an, das ist jetzt ein Jahr her. Das Becken wurde in der neuen Wohnung mit natürlichem Meerwasser, den ganzen Steinen und neuem Sand mit einer Handvoll altem gestartet. Anfangs sah das gut aus, aber nicht wirklich lange. Wir haben das Becken seit dem Umzug nicht wieder stabil bekommen. Als erstes uferte eine Glasrosenplage völlig aus. Wochenlang versuchte ich sie wegzuspritzen mit Aiptasia, ohne Erfolg, es wurden ganze Teppiche. Auch Schacht und Technikbecken waren übervoll. In dieser Zeit waren die Dinos nicht so ganz das Problem (wobei ich gemerkt habe, dass sie eh mehr im Winter als im Sommer zum Problem werden). Ich setzte eine Ladung Glasrosenschnecken ein und nach Monaten endlich ein fast glasenrosenfreies Becken (Schacht und TB säuberten wir akribisch selbst). Doch nun nahmen auf den frei gewordenen Plätzen wieder Dinos überhand. Aber nicht nur dort, einfach überall an Pumpen und Wänden etc. Nur die Korallen bleiben verschont. Auch Kugelalgennester wohin man schaut. Seit dem die Krabbe nicht mehr ist und eine nachgesetzte nur drei Tage überlebte, ufert das wieder total aus. Und paar rote und grüne Cyanos sind übrigens nun auch noch mit von der Partie.


Da ich auch dauerhaft gesundheitlich angeschlagen bin, habe ich im Januar beschlossen, das Becken langsam aufzulösen. Immer so wie ich geeignete Abnehmer für die Tiere finde und sie auch da raus gefangen bekomme. Ich muss dazu noch sagen, dass ich nie den Nitritwert unter Kontrolle bekommen hatte. Das gab es vorher in noch keinem Aquarium was ich jemals besaß. Aber hier immer mindestens 0,1. Auch wenn es immer heißt, im Meerwasser nicht so schlimm, für mich gehört es dauerhaft nicht da rein und sollte irgendwann mal nicht mehr nachweisbar sein. Jedenfalls ist mittlerweile der halbe Bestand abgegeben und damit füttere ich ja auch viel weniger, trotzdem ändert das nichts an dem Nitritwert. Ich verstehe das einfach nicht. Habe jetzt schon einen Strumpf mit Zeolith im Filterbecken liegen. Gebe ich Nitribiotic zu, sinkt Nitrit auf Null, steigt aber nach 2-3 Tagen wieder an. Das geht schon ewig so.

Zu den sonstigen Bedingungen. Ich habe auf Grund der ganzen Plagen irgendwann aufgehört Zeug zu dosieren. Habe ausschließlich auf KH, Magnesium und Calcium sowie den Jodwert geachtet und das alles immer angepasst. Irgendwann hat sich die Milka aufgelöst, alle anderen Korallen (Weiche, paar LPS und Anemonen) standen aber super. Habe eine Analyse eingeschickt und war etwas erschrocken. Sportliche Nährstoffwerte: Phosphat 1,5 und Nitrat 43, wobei man da wegen dem nachweisbaren Nitirit noch 5 mg abziehen muss, aber bleiben ja immer noch 38 übrig. Das war im November. Wir haben einen großen Wasserwechsel gemacht (ATI Absolute Ocean + definitiv silikatfreies Wasser) und Phosphatadsorber reingehangen. Diese Maßnahmen und das komplette Verschwinden der Glasrosen hat die Dinos völlig eskalieren lassen. Immer wieder lese ich, dass die sich bei Nährstoffmangel breitmachen, bei uns ist es das Gegenteil. Habe den Adsorber wieder rausgenommen. Das Phosphat ist jetzt von 0,3 erstmal wieder auf 0,5 angestiegen. Habe den Eindruck dass die Dinos ein winziges bisschen langsamer wachsen. UV und Violett habe ich auf 5% runter genommen in der Lampe, auch grün und rot weg. Aber helfen tut das nicht so ganz. Komplett wegnehmen will ich UV nicht wegen den Entaqmaea. Auch habe ich bis auf zwei Rhodactis keine Korallen bemerkt, die Zooxantellen ausstoßen. Kann auch sein dass die beiden durch andere Einflüsse ausgeblichen sind, waren aber wie gesagt die einzigen. Euphyllia, Caulastrea und alle anderen Weichen und auch die Anemonen sehen richtig toll aus. Generell finde ich sieht das Becken eigentlich (wenn man kein totaler SPS-Freak ist) von weitem relativ gesund aus. Ist es aber nicht. Und ich finde einfach den oder die Fehler im System nicht.

Ich habe geeignete Abnehmer für alles außer Nemos und Anemonen. Ehrlich sind das auch meine (bzw. unsere) liebsten Pfleglinge. Aber um wirklich alle Plagen rauszubekommen, müssten wir ja das Becken ausräumen, desinfizieren und neu starten. Und wir haben hier keine Möglichkeit, Nemos und Anemonen länger ziwschenzuhältern. Seit Woche, fast schon Monaten, zerbrechen sich mein Mann und ich den Kopf, was wir hier tun können. Uns würde ein reines Anemonenbecken mit Nemos am meisten zusagen. Aber ob die ein total frisch eingerichtetes Becken überleben würden, das bezweifle ich stark. Ich kann aber auch kein Becken halten, wo ich ständig irgendwas da drinne wegmachen muss. Wie gesagt, die Gesundheit lässt das nicht regelmäßig zu und ich habe auch das Problem, stark allergisch auf irgendwas im Wasser zu reagieren. Ich möchte einfach dass es läuft und ich nicht ständig drinne rumfuchteln muss. Manchmal wünschte ich mir, das Nano niemals aufgelöst zu haben, aber dann hätten wir die schönen Anemonen und Nemos nicht.

Derzeit bin ich nur mit Erhalt beschäftigt, bis wir irgendeine Lösung gefunden haben. Jeden Tag abwedeln und eine halbe Stunde später die braune Suppe aus den Filterbags ordentlich ausspülen. Ich kann echt bald nicht mehr. Wenn man über Monate nur Plagen bekämpft und sich nie mal einfach nur entspannt auf's Sofa setzen und sein Riff bewundern kann, dann macht das alles keinen Spaß mehr. Vielleicht hat ja hier noch jemand eine Idee, wie es weiter gehen könnte.

Hier noch meine Wasserwerte:

KH: 7,5
Ca: 440
Mg: 1300
PO4: 0,5
NO2: 0,1
NO3: muss erst neuen Test kaufen, alle
Sal: 1,0225

Vielen Dank schon mal und viele Grüße, Jana
Struppi
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Struppi »

Nachtrag: hatte mich oben etwas falsch ausgedrückt. Habe gelesen, dass Dinos gerne bei Nährstofflimitierung auftreten, bei uns aber schon ausufern, wenn ich Nitrat und Phosphat in halbwegs moderate Werte herunter ziehen möchte.
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Thor
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Thor »

Moin Jana,
ich kann dir leider nicht helfen, aber ich kann dich verstehen :(
Ich bin selbst gesundheitlich angeschlagen und sehr froh, dass mein Töpfchen läuft (gut, ich habe paar Stellen mit ganz dicken festen Cyanos, aber die kann man praktischerweise abziehen wie ein Aufkleber).

Es meldet sich sicher bald jemand, der dir helfen kann.
Viele Grüße,
Steffi
FuZzYo3
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von FuZzYo3 »

Hallo Jana,
Echt traurig zu lesen :(
Ich denke es macht keinen großen Sinn darüber nachzudenken, was in der Vergangenheit alles schief gegangen ist. Da werden zu viele Faktoren mit reinspielen.

Ich kann dir jetzt auch keinen Expertenrat geben, sondern nur sagen, was ich wohl machen würde.
Vorausgesetzt ich hätte noch wirklich die Lust und die Kraft und ich würde ein reines Anemonenbecken haben wollen, würde ich die letzten Tiere, sofern möglich, einem Bekannten oder einem Händler geben (der sie aufbewahrt oder dann zumindest später ersetzt oder einen guten Preis macht.).
Ich würde mir wohl ein etwas kleineres Becken besorgen, Steine und Sand wegschmeißen, Technik gründlich säubern und komplett neu starten. Ich denke ich würde Lebendgestein wählen, um den Anemonen schneller ein etwas stabileres milleu bieten zu können.

Lg und viel Erfolg!
Sebastian
Struppi
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Struppi »

Hallo ihr Beiden,

vielen Dank für eure ersten Antworten :-)

@Steffi: wie groß ist denn dein Töpfchen?

@Sebastian: mit Lebendgestein würde ich auch wieder anfangen in dem Fall. Aber erstmal muss ich schauen, wohin die Reise geht. Ist nicht so einfach mit den Nemos und Anemonen, das möchte nicht jeder. Und momentan ist es fast noch schwerer als sonst. Wir hängen auch sehr an den Beiden. Kamen ganz klein bei uns an, hatten bis dahin keine Anemone gekannt und waren zu Beginn sehr stresskrank. Was haben wir hier veranstaltet und nichts an Kosten und Mühen gespart, sie gesund zu bekommen. Zum Glück sind sie damals doch recht schnell in eine (oder auch alle ;-)) Anemonen reingegangen und haben durch das Nesselgift Widerstandskraft erreicht. Da hängt schon das Herz ziemlich dran. Ist vielleicht sentimental, wenn man sie nicht gegen andere später quasi eintauschen möchte. Aber was hat man für eine Wahl wenn es anders nicht geht...

LG Jana
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Thor
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Thor »

Mein Töpfchen hat nur 57 Liter (das größere), mein ganz kleines hat nur 10 Liter.
Viele Grüße,
Steffi
Summer
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Summer »

Hallo Jana,

evtl. könntet ihr das bestehende Becken noch so lange weiter laufen lassen, bis das kleinere steht. Ist natürlich nicht ganz optimal, da man manches an Technik dazu kaufen würde, aber vielleicht wäre manches eh zu groß für ein kleineres Becken.

Mein Vater hat auch nur einen kleinen 60er Würfel mit schönen Scheibenanemonen, einer ganz tollen Lederkoralle und einem Fischlein. Das läuft prima und der Zeitaufwand hält sich sehr in Grenzen.

LG Dörte
Struppi
Beiträge: 6
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Struppi »

@Steffi: das sind gut händelbare Größen :-)

@Dörte: die Überlegungen gehen dahin, ob wir unser Becken ganz aufgeben oder wegen den Nemos ebentuell doch noch einmal komplett neu starten. Der Kauf eines neuen kleineren Aquariums ist ausgeschlossen, da das ja ebenfalls wieder allerhand kosten würde. Außerdem ist unsere Hardware erst zwei Jahre alt, die RFP ein Jahr. Dazu beträgt der Nettoinhalt im Oberbecken 200 Liter, kleiner ist bei Anemonen und Nemos ja nicht angeraten. Daher sind wir auf der Suche nach einer Lösung für das aktuelle Aquarium und die noch vorhandenen kaum vermittelbaren Tiere.

LG Jana
Summer
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Summer »

Hallo Jana,

sorry... das habe ich dann wohl falsch verstanden. :oops:

Ich dachte auch eher an ein Red Sea Reefer 170 oder 200XL. Die 60l waren nur ein Beispiel dafür, dass ein kleineres Becken, weniger Aufwand bedeutet, aber genauso viel Freude am Hobby wie ein größeres bereitet.

Vielleicht könnte man sich vorübergehend auch etwas Technik borgen. Ich hätte z.B. noch eine RFP und 2 Ecotech Pumpen MP10.

LG Dörte
Struppi
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Re: Eine Plage geht in die nächste über

Beitrag von Struppi »

Hallo Dörte,

die Überlegungen gingen auch schon Richtung Dupla Ocean Cube 80, aber wir haben das wieder verworfen. Ich weiß dass man das schön gestalten kann, aber für uns wäre das nur ein Kompromiss, dass wir irgendwas noch dastehen hätten.

Das Schlimme ist auch, die Korallen stehen alle richtig gut und es wird mal mega Überwindung kosten, die alle zu entsorgen, weil niemand etwas mit einer möglichen Kugelalge oder Dinos dran haben möchte. Verständlicherweise. Aber würden die vor sich hinkümmern und wegen der Probleme nicht mehr wollen, dann hat man sie verloren, weil es so ist. Aber so habe ich immer ein schlechtes Gefühl und Gewissen dabei.

LG Jana
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